Baum über Straße

Datum: 29. April 2018 um 22:16
Alarmierungsart: DME
Einsatzart: Technische Hilfeleistung > H1 – Hilfeleistung klein
Einsatzort: Momart – Momarter Eiche
Fahrzeuge: Florian Bad König 8/42, Florian Bad König 8/19
Weitere Kräfte: Feuerwehr Momart


Einsatzbericht:

Momarter Eiche fällt auseinander
von Gerhard Grünewald

Einem der wertvollsten und populärsten Naturdenkmale im Odenwaldkreis schlug am Sonntag zur Abendzeit die Stunde: Der 400 Jahre alten Momarter Eiche, auf ganz Bad König ausstrahlendes Wahrzeichen des Höhen-Stadtteils, brach die gesamte Krone weg und stürzte zu Boden.

BAD KÖNIG – Einem der wertvollsten und populärsten Naturdenkmale im Odenwaldkreis schlug am Sonntag zur Abendzeit die Stunde: Der 400 Jahre alten Momarter Eiche, auf ganz Bad König ausstrahlendes Wahrzeichen des Höhen-Stadtteils, brach die gesamte Krone weg und stürzte zu Boden. Das Herzstück des Pflanzenveteranen endete auf dem Hohe Straße genannten Verbindungsweg Richtung Kimbach und Vielbrunn. Übrig ließ der Kollaps allein den Stumpf des mächtigen Baumstamms, um den herum Mitarbeiter des Bauhofs und lokale Helfer am Montagvormittag das herabgefallene Astwerk beseitigten.
„Da ist nicht nur ein Baum, sondern auch ein gutes Stück meines Heimatdorfs weggebrochen“, kommentierte der Momarter Landwirt Hans Trumpfheller das Geschehen. „Mein Vater hatte Tränen in den Augen, als ich ihm das Malheur gezeigt habe.“ Die Betroffenheit der Stadtteil-Bevölkerung lasse sich geradezu greifen, zumal Abbruch und Aufprall hunderte Meter weit zu hören gewesen seien: „Das war, wie wenn einer den Rollläden heruntersausen lässt“, charakterisiert Trumpfheller das markante Geräusch.
Nach zuverlässigen Eindrücken von ersten Augenzeugen am Ort und Kennern des Baums hat diesem nicht etwa ein konkretes Witterungsereignis den Garaus gemacht. „Da sind die angeschlagene Gesamtkonstitution und der Verlauf dieses Frühlings zusammengekommen“, analysierte etwa Ortsvorsteherin Susanne Koch. Der Wechsel von Wärme und Nässe der vergangenen Wochen habe die Eiche ein ungewöhnlich starkes Blattwerk austreiben lassen, dessen Gewicht dann für den Baum offenkundig zu viel geworden sei. Sorgen nämlich bereitet die Eiche ihren Freunden schon seit einigen Jahren. So schienen die Tage des Baums 2007 gezählt, als der Sturm Kyrill einen Teil der Krone wegriss. Doch mithilfe einiger Sicherungsmaßnahmen erholte sich der Methusalem äußerlich erstaunlich gut und gab an seinem ausgesetzten Standort weiter ein eindrucksvolles Bild ab, auch wenn dieses nicht mehr ganz so prächtig ausfiel wie noch Anfang des Jahrtausends.

Den Baumriesen nicht völlig dem Vergessen preiszugeben, setzen sich nun denn auch sowohl der Ortsbeirat als auch die Untere Naturschutzbehörde zum Ziel. „Wir haben Hoffnung, den Stamm so erhalten zu können, dass er als Zeugnis und Biotop gute Dienste leisten wird. Vielleicht treibt er ja sogar wieder kleine grüne Äste aus“, kommentierte für die Fachstelle des Kreises Karlheinz Kinzer. Die Naturschutzbehörde jedenfalls werde sich für eine solche Lösung mit zusätzlicher Kenntlichmachung der Vorgeschichte einsetzen. „Natürlich muss da auch die Stadt als Geländeeigentümer mitmachen“, fügte Kinzer hinzu, gab sich aber im Hinblick darauf optimistisch. Gestützt wird diese Zuversicht vom erkennbaren Wunsch der Bevölkerung und des Ortsbeirats auf Bewahrung und Erinnerung; für Nachwuchs ist von dieser Seite vorsorglich schon gesorgt worden: Unweit der alten Eiche wächst seit wenigen Jahren ein junger Sprössling.

Darüber hinaus wäre der Bedeutung und Schönheit des gefallenen Baums eine Bildtafel schon angemessen, findet mit Ortsvorsteherin Koch etwa Ortsbürger Manfred Seeanner, der die Entwicklung der Momarter Gemarkung und hier der Eiche immer wieder dokumentiert hat. Und für Hans Trumpfheller gibt es zu einem solchen Gedenkwerk ohnehin keine Alternative. „Immerhin sind meine Kinder unter der Eiche getauft worden“, weist er darauf hin, dass der Platz um den Baum regelmäßig für Freiluft-Gottesdienste genutzt wurde, „bei denen auch so manche Momarter Ehe geschlossen wurde“. Besonders stark fühlten sich der Eiche zudem die Momarter Sportler verbunden, die ihr Vereinsheim und ihre Ballspielplätze in unmittelbarer Nachbarschaft des Baumes führen, ihren bekannten Volkslauf nach ihm benannt und ihr Wappen mit seinem Bild gestaltet haben. Dank der TSG erfreut sich die aussichtsreiche Hochfläche bei der (ehemaligen) Eiche auch als Festgelände für Freiluft-Bewirtungen weitverbreiteter Beliebtheit.

Originaltext Echo-online.de:
https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/bad-koenig/momarter-eiche-fallt-auseinander_18721698#